Bei meinem heutigen Review handelt es sich um ein PS3-Spiel, das schon seit längerem erhältlich ist und sogar schon einen Preisnachlass erfahren hat. Die Rede ist von dem Sammelkarten-Spiel Eye of Judgment (EoJ).
Der Lieferumfang des Spiels ist recht beachtlich: Neben der Spiele-Disc befindet sich die Playstation Eye Kamera, ein Kamera-Stativ aus Plastik, ein Spielplan aus Stoff, das Starterdeck (34 Spielkarten) und ein Karten-Booster-Pack (8 Spielkarten) in der Verpackung. Bei diesem Sammelkarten-Spiel handelt es sich nämlich um ein reales Kartenspiel, bei dem die Spielkarten von der Playstation über die Kamera erkannt und auf dem Bildschirm entsprechend visualisiert werden. Man kann EoJ auch ohne Playstation spielen, allerdings nimmt einem die Playstation jede Menge Verwaltungsarbeit ab (z.B. die Lebenspunkte jeder Kreatur berechnen).
Das Ziel von EoJ ist es, am Ende der eigenen Runde 5 Kreaturen auf dem 9 Felder umfassenden Spielfeld beschworen zu haben. Jedes der 9 Spielplan-Felder ist einem Element zugeordnet. Neben den Elementen Feuer, Wasser, Erde und Wald gibt es noch Biolith, ein spezielles Element, dem Roboter und Maschinen angehören. Eine Kreatur des Elementes Feuer fühlt sich natürlich auf einem Feuerfeld am wohlsten, während es auf einem Wasserfeld direkt Schaden nimmt. Ebenso wie Feuer und Wasser gegensätzlich sind, sind in EoJ auch Erde und Wald gegensätzlich. Somit ergeben sich strategische Kreaturen-Platzierungen. Gegnerische Kreaturen gilt es anzugreifen und zu besiegen, um sie vom Spielplan zu werfen. Dabei beherrscht jeder Kreatur unterschiedliche Angriffs- und Verteidigungsmuster. Manche Kreaturen können nur das Feld unmittelbar vor ihnen angreifen, andere können einen Fernangriff oder mehrere Felder gleichzeitig angreifen. Ebenso können sich einige Kreaturen nur gegen Angriffe von vorne verteidigen, während andere auch seitliche Angriffe kontern können. Fast jede Kreatur hat auch eine blinde Seite, zu der hin sie sich nicht verteidigen kann und obendrein zusätzlichen Schaden nimmt, wenn sie von dort angegriffen wird. Neben den Kreaturen-Spielkarten gibt es noch Zauber-Karten, die mit bestimmten Effekten, Einfluss auf das Spielgeschehen nehmen. So gibt es beispielsweise Heilzauber, oder auch Zauber mit denen man aus einem Wasserfeld ein Feuerfeld machen kann.
Pro Runde erhält jeder Spieler 2 Mana-Punkte. Für das Beschwören einer Kreatur oder auch deren spätere Aktivierung zu einem Angriff, muss man Mana bezahlen. So ist die Entscheidung nicht immer einfach, ob man pro Runde eine recht schwache Kreatur für 1 oder 2 Mana-Punkte beschwört, oder mehrere Runden lang Mana spart, um dann eine mächtige Kreatur ins Spiel zu bringen. Beschwörungen und Kämpfe werden durch die Playstation auf dem Bildschirm hübsch visualisiert. Dabei wird das Potential der Playstation 3 allerdings nicht ausgeschöpft, abgsehen von der hohen Auflösung, hätte die gute alte PS2 solche Grafiken sicherlich auch hinbekommen.
Das Spiel bietet neben dem eigentlichen Duell-Modus (Mensch gegen Computer, Computer gegen Computer oder Mensch gegen Mensch), noch weitere Möglichkeiten, die technische Spielerei der Kartenerkennung zu nutzen. Der Stapelbauer erlaubt es mit Hilfe der Kamera das aus 30 Karten bestehende Spieldeck zusammenzustellen, in dem die Karten nach und nach in die Kamera gehalten werden. Ein weiterer Modus erlaubt es, eine Kreatur auf einer Karte zu beschwören und druch Drehen und Neigen der Spielkarte, das 3D-Modell näher zu betrachten. Im Führungsmodus wirft man zwei oder mehr Karten vor die Kamera, woraufhin die Kreaturen zum Leben erwachen und nur die stärkste von ihnen übrig bleibt.
Der Online-Bereich von EoJ rundet das Angebot ab und bietet die üblichen Ranglisten, sowie unregelmäßig stattfindende offizielle Online-Turniere, bei denen man auch Preise gewinnen kann. Neben den Ranglisten-Kämpfen, bei denen man auf etwa gleichstarke Gegner trifft, gibt es noch die Möglichkeit, eigene Räume mit speziellen Einstellungen zu eröffnen, beispielsweise eine Beschränkung der Karten auf das Starterdeck oder auf eines der erhältlichen Themendecks. Während eines Online-Matches kann man mit seinem Gegner über das in der Playstation Eye Kamera integrierte Mikrofon chatten, was erstaunlich gut funktioniert. Lediglich eine Einstellung, die Lautstärke der Musik gegenüber der Stimme des Gegner etwas zu drosseln, fehlt leider. Nach Abschluss eines Matches gibt es noch die Möglichkeit eine Wiederholung der Partie zu speichern.
Allerdings hat der ganze Spaß auch seinen Preis: Das Basis-Spiel inkl. Kamera und Zubehör ist mittlerweile auf 80 EUR reduziert, ein Booster-Pack mit 8 Karten kostet etwa 4 EUR, ein Themendeck mit 34 Karten kostet etwa 13 EUR. Um Karten des Set 2 selber verwenden zu können, ist nochmal ein Online-Update für 10 EUR fällig. Alles in allem ist man schnell 200 EUR los, wenn man in EoJ einsteigt, erhält dafür aber auch sehr gut ausbalancierte und aufeinander abgestimmte Spielkarten, mit denen man alleine schon Stunden verbingen kann, um geeignete Taktiken und Strategien auszutüfteln und danach die 30 Karten für ein Deck zusammenzustellen.
Komisch bis traurig sind einige Übersetzungsfehler, die sich bei der deutschen Lokalisierung eingeschlichen haben. Erst rätseln, dann schmunzeln kann man noch darüber, dass in den Spieleinstellungen ein "manual" statts mit "manuell" durch "Handbuch" übersetzt worden ist. Gravierender wird es dann schon bei einigen Karten, auf denen Texte so übersetzt sind, dass ein gegenteiliger Effekt beschrieben wird, wenn z.B. von Erdfeldern statts Nicht-Erdfeldern die Rede ist. Zwar wurden einige der Übersetzungsfehler per Update im Spiel korrigiert, was aber nichts daran ändert, dass auf den gedruckten Karten weiterhin ein falscher Text steht. Der Text jeder Karte lässt sich aber auch im Spiel anzeigen.
Und an dieser Stelle möchte ich noch ein Gerücht aus der Welt schaffen: Durch die Möglichkeit, die optischen Erkennungsmerkmale der Karten kopieren zu können, tummeln sich online nur noch Leute mit kopierten seltenen und sehr seltenen Karten, gegen die man nicht gewinnen kann. Fakt ist: Die Karten lassen sich kopieren. Es reicht beispielsweise schon aus, das Booklet eines Themendecks aufzuschlagen und die dort abgedruckten Karten unter die Kamera zu halten. Sie werden anstandslos erkannt. Fakt ist aber auch: Sein Deck mit Ultra-Rares (also sehr seltenen Karten) zu bestücken, ist keine Garantie auch zu gewinnen. Selbst mit einem Starterdeck, etwas Glück und der richtigen Strategie lässt sich ein hochgezüchtetes Deck besiegen. Deshalb gleicht auch keine Partie EoJ der anderen und ist auf's Neue spannend.
Vorteile: Innovative Umsetzung eines Sammelkartenspiels, gut ausbalancierte Karten, clever agierender Computer-Gegner (5 Schwierigkeitsgrade), unkomplizierter Online-Modus.
Nachteile: Soundtrack gefällt mir persönlich nicht (ist stehe nicht so auf Metal), nur englische Sprachausgabe, Spielkarten in Schutzhüllen werden schwer erkannt, Übersetzungsfehler in deutschen Texten.
Fazit: Für die Übersetzungsfehler und die nur durchschnittliche Grafik gibt es einige Abzüge, dafür gibt es Pluspunkte für die innovative Umsetzung und nicht zuletzt für den Spielspaß der bei den durchweg spannenden Begegnungen aufkommt. Auf einer Skala von 0 bis 100 bekommt Eye of Judgment von mir 80 Punkte. |