Bevor ich ins Detail gehe, hier vielleicht erstmal die wichtigsten Informationen: Beiden Kindern und der Mama geht es den Umständen entsprechend sehr gut. Meine Frau konnte es sich nicht nehmen lassen und hat es tatsächlich geschafft, ihren beiden Jungs bereits 9 Stunden nach dem Kaiserschnitt einen Besuch auf der Kinder-Intensiv-Station abzustatten.
Niklas (auf dem Bild rechts) kam heute um 11:23 Uhr mit einem Gewicht von 2060g und einer Größe von 46cm zur Welt. Sein Bruder Jonas (auf dem Bild links) folgte ihm nur eine Minute später mit einem Gewicht von 1260g und einer Größe von 38cm.
Die ganze Sache lief heute dann doch etwas hektisch und anders als geplant ab, weswegen der ohnehin schon aufregende Tag der Geburt noch aufregender wurde. Schon seit etwa zwei Wochen liegt meine Frau mit vorzeitigen Wehen im Krankenhaus. Gestern wurde aufgrund verschiedener Faktoren entschieden, die Kinder heute (in der 33ten SSW) auf die Welt zu holen. Heute morgen bin ich um halb neun ins Krankenhaus gefahren. Nach gestriger Planung waren wir heute als vierter Kaiserschnitt gegen 12:00 Uhr eingeplant. Als ich meine Frau gesehen habe, habe ich mich allerdings etwas erschrocken. Sie war kreidebleich und hatte sich die Decke bis unter die Nase gezogen. Nachdem ich sie kurz berührt hatte, habe ich auf 38.5 Grad getippt, sie hatte aber 39.0 Grad und somit Fieber. Es wurde ein entsprechendes Medikament per Infusion verabreicht und ein CTG geschrieben. Etwas geschockt waren wir dann, als die Hebamme meinte, das CTG würde solange geschrieben werden, bis es in den OP ginge. Es war gerade mal kurz nach 10:00 Uhr. Noch einen Tick nervöser wurden wir dann, als es um 10:30 Uhr hiess, sie würde jetzt in den Kreiss-Saal gebracht werden, würde vorbereitet werden und dann ginge es auch ohne Umwege in den OP. Wir wurden vorgezogen. Im Kreiss-Saal angekommen, steigerte sich die Hektik, denn plötzlich hiess es, aus der geplanten Teilnarkose wäre nun eine Vollnarkose geworden, auf einen Einlauf würde man verzichten, schnell noch den Katheter gelegt und ab in den OP. Vor der OP-Tür hatte ich dann noch kurz die Gelegenheit, mich von meiner Frau zu verabschieden und ihr alles Gute zu wünschen. Das war um ziemlich genau 11:00 Uhr.
Ich sage Euch, das waren schon bange Minuten. Irgendwie läuft die Zeit auch extrem langsam, wenn man da so steht und wartet. Der Narkosearzt kam recht zügig wieder raus und meinte, in 20 Minuten wäre alles fertig und dann würden die Kinderärzte rauskommen und direkt einen Stock höher in die Kinderklinik fahren.
Um 11:25 vernahm ich dann einen deutlichen Baby-Schrei aus dem OP und mein Herz machte einen Sprung. Leider ging die Tür nicht auf... 11:30 Uhr... 11:40 Uhr... 11:50 Uhr... dann endlich ging die Tür auf, ein mobiler Inkubator wurde herausgeschoben und dabei 4 Kinderärzte, zwei für jeden Jungen.
Eine Hebamme sagte mir, dass mit meiner Frau soweit alles okay wäre und so folgte ich den Kinderärzten. In der Kinderklinik angekommen, wurde es erst so richtig hektisch... zumindest sah es für mich als Aussenstehenden so aus. Ständig piepte hier ein Warnton oder summte dort ein Signal woraufhin die Chefärztin kurze medizinische Anweisungen gab, welchem Kind, welche Substanzen in welcher Menge verabreicht werden müssen. Ich erfuhr, dass die beiden direkt nach der Geburt zwar anfingen zu atmen, sich dabei aber sehr schwer taten. Nebenbei wurden die beiden vermessen und gewogen. Nach etwa 30 Minuten lagen dann beide jeweils in einem eigenen Inkubator, wo sie noch weiterversorgt und etliche Gerätschaften angeschlossen worden sind.
Aber schon nach ca. einer Stunde hatte sich die Lage erheblich beruhigt und die beiden lagen ganz friedlich da. Das absolut überraschende für mich war (und ist), dass sie bereit ohne jegliche Hilfsmassnahmen alleine atmen. Lediglich der Sauerstoffgehalt im Inkubator ist noch etwas höher als normal. Die Herzfrequenz und der Sauerstoffgehalt im Blut ist auch bei beiden in Ordnung, erstaunlicherweise sind die Werte bei Jonas, dem kleineren sogar besser als bei Niklas.
Was sich nach der Geburt erst herausgestellt hat: Nicht nur nährstoffmäßig, sondern auch mit Blut wurden die Zwillinge unterschiedlich versorgt. Während Jonas sehr blass aussieht, hat Niklas eher eine ungesund dunkle Rotfärbung der Haut. Das ist wohl laut Kinderarzt jetzt das hauptsächliche Problem: Während Niklas eine Lösung bekommt, die sein Blut etwas dünner machen soll, bekommt Jonas eine Bluttransfusion und morgen wahrscheinlich nochmal eine zweite. Das hängt von seinen morgigen Blutwerten ab.
Aber alles in allem sind bei stabil und brauchen jetzt vor allem viel Ruhe.
Nachdem ich gesehen habe, dass es den Kindern gut geht, bin ich runter in den Aufwachraum, wo meine Frau bereits aus der Narkose erwacht war aber noch sehr benebelt war. Per Digitalkamera und Camcorder habe ich ihr ihre beiden Söhne erstmal gezeigt, damit sie auch weiss, wofür sie das alles über sich ergehen lassen musste.
Mittlerweile geht es ihr schon wieder ganz gut. Nach Monaten der Seitenschläferei und Rückenschmerzen, kann sie nun endlich mal wieder auf dem Rücken schlafen.
Für mich geht dieser äußerst aufregende Tag nun zu Ende. |